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Ein Törnbericht von Holger Wagner über seinen Törn im September 2002:
Holgers SegeltörnsElba und Korsika/Tyrrhenisches Meer, MittelmeerDatum: 28.09. - 05.10.02; Länge: 150 sm; Teilnehmer: Heidrun, Holger, Jochen (Skipper), Manfred, Sepp, Ute, Yvonne. Yacht Tarala, Sun Magic 44.4. Beschreibung von Manfred Hartig und mir. Samstag, 28.09.02: Deutschland - Portoferraio, ElbaFreitag Abend gegen 19.00 Uhr trafen sich Yvonne und Sepp bei Manfred zum gemeinsamen Abendessen, um dann gegen 20.30 Uhr Richtung Süden zu starten. Nach kurzem Stau gleich vor Würzburg lief es dann sehr gut bis in die Schweiz. Baustellen bremsten die flotte Fahrt. Sepp und Manfred wechselten sich ab. Gegen 4 Uhr morgens mussten sie sich jedoch eine einstündige Schlafpause gönnen. Um 8.00 Uhr erreichten sie das Meer in Forte dei Marmi und spazierten an den Strand. Es wirkte noch alles ruhig und verschlafen. Sie trafen lediglich ein paar Angler am Steg ins Meer. Dann ging es weiter nach Pisa. Der schiefe Turm stand immer noch und war mit dem Dom eine imposante Erscheinung. Einen Milchkaffee später starteten sie durch, an der Küste entlang über Livorno nach Piombino. Sie erreichten die Fähre um 13.00 Uhr. Die Überfahrt bei strahlendem Sonnenschein dauerte eine Stunde. Von Ferne sahen sie schon die wuchtige Zitadelle aus dem 16. Jahrhundert an der Hafeneinfahrt von Portoferraio. Bekannt als das Miniatur-Königreich Napoleons wird Elba im Küstenhandbuch der Britischen Admiralität als die "größte, reichste und schönste Insel des Toskanischen Archipels" beschrieben. Dem ist nichts hinzuzufügen. Das Taxi brachte sie in den alten Hafen zur Tarala. Sie hatten noch etwas Zeit und bummelten durch die Stadt. Das Labyrinth der Gassen und Treppen wurde von Wohnhäusern, Geschäften und Restaurants gesäumt und gewährte ab und zu einen Ausblick auf das Meer. Nach dem Rundgang bezogen sie ihre Kojen und der Skipper Jochen und seine Frau Heidrun wiesen uns in die "Geheimnisse" des Bootes ein. Jetzt trafen wir auch Ute und Holger aus Germering, aber gebürtige Hessen, was uns die Verständigung auf dem Boot erleichterte, da auch Jochen aus Frankfurt stammte. Wir sprachen ab, was wir an Verpflegung für die Woche brauchten und Heidrun fuhr mit Manfred zum Großeinkauf. Nachdem alles an Bord verstaut war, ging es zum Abendessen zum "Italiener". Spaghetti, Salat und Tintenfisch waren lecker, reichlich und günstig. Den Gute-Nacht-Grappa tranken wir an Bord der Tarala und nach einem langen, aber schönen Tag ging es endlich in die Koje. Sonntag, 29.09.02: Portoferraio - Portoferraio, 22 smNach einem guten Frühstück starteten wir in die Bucht von Portoferraio. Dort erhielten wir von Jochen eine Sicherheitseinweisung mit dem wichtigen Boje-über-Bord-Manöver. Danach setzten wir die Segel und starteten bei Windstärke 3 in Richtung Westen die Nordküste von Elba entlang. Als der Wind stärker wurde, beschlossen wir unser Mittagessen in der Bucht von Procchio einzunehmen. Manfred fing zusammen mit Heidrun mit der Backschaft (Dienst an Bord) an und schmierte Butterbrote unter Deck, als bei ihm erste Anzeichen von Seekrankheit auftraten. Nachdem er "die Fische gefüttert" hatte, ging es ihm aber wieder besser und er hatte nur einen Gedanken: "Jetzt nur nichts Fettiges". Wir übten die 7 wichtigsten Knoten (Achtknoten, Webleinsteg, Palstek etc.). Den einfachen Säuferknoten kannte Jochen allerdings noch nicht. Da die meisten Yachten gleich in Richtung Capraia mit einem nur kleinen Hafen fuhren, beschlossen wir nach Portoferraio zurück zu kehren und lieber eine Festivität in Marina di Campo zu besuchen. Auf der Rückfahrt nach Portoferraio hatten wir Windstärke 7 und erreichten damit über 9 Knoten. Das nennen wir segeln, das machte richtig Spaß. Zumal uns Jochen noch mit einer Gesangseinlage mit einer Version von La Paloma überraschte - singen konnte er auch. Das erste Anlegemanöver klappte hervorragend. Heidrun und Sepp verwöhnten uns mit "Hähnchen Korsisch" mit Tomatensoße, Nudeln, Kartoffeln und Salat. Ein Lob an die Köchin Heidrun. Danach fuhren wir mit den Autos nach Marina di Campo. Es gab Spezialitäten aus allen Regionen Italiens zu probieren: Wein, Käse, Obst, Wurst und allerlei Dolce. Wir konnten kurz vor Ende des Festes noch einige Schnäppchen erstehen. Der schöne Tag wurde durch ein gigantisches Feuerwerk abgeschlossen mit roten Herzchen und Feuerregen vom Himmel, der die ganze Bucht in ein leuchtendes Meer verwandelte. Danke Jochen, das wäre doch nicht nötig gewesen. Montag, 30.09.02: Portoferraio - Capraia, 25 smNach dem gemeinsamen Frühstück ging die Fahrt nun endlich Richtung Capraia, eine kleine Insel ca. 25 sm entfernt. Keine Wolke am Himmel und Windstärke 6. Auf der Logge knapp zehn, das war scheen. Abwechselnd wurde das Ruder übernommen. Zum Zeitvertreib lösten wir ein paar Rätsel (Mann mit Hund, Möwenbrötchen). Holger ging es nicht besonders. Eine gute Medizin dagegen ist es, sich in seine Koje zu legen und die Augen zu schließen. Manfred dagegen ging es blendend, allerdings musste er den Verlust seiner Mütze beklagen, als er das Ruder übernahm und plötzlich voll im Wind stand. Um 15.30 erreichten wir die Insel Capraia und legten in dem kleinen, beschaulichen Fischerhafen an. Erst ein Cappuccino bei Massimo, dann den Anlegeschluck auf dem Boot (Sekt und Jacky) und die Welt war in Ordnung. Jochen zog sich zum "Navigieren" zurück und wir machten einen Spaziergang in den Ort. Hoch oben vom alten Kloster aus hatte man einen wunderschönen Blick auf den Hafen und den Frachter, der mit stoischer Gleichmäßigkeit und unüberhörbar seine grazilen Steinchen am Hafeneingang versenkte. Zurück auf der Tarala erwartete uns eine Überraschung: die Heinzelmännchen hatten den Abwasch erledigt. Skipper Jochen, der als einziger auf dem Boot geblieben war, hatte sie angeblich nicht gesehen - danke Heinzelmann. Vor allem Sepp hatte sich geärgert, da ihm als Backschafter diese "geliebte" Arbeit entgangen war. Yvonne und Sepp kochten uns Spaghetti mit Muscheln, Soße und Pesto. Als Nachtisch gab es selbstgepflückte Kaktusfrüchte (halbiert mit Messer und Arbeitshandschuhen). Die Mühe hatte sich gelohnt, echt lecker. Jochen konnte gar nicht genug bekommen, obwohl er vorher wegen der Stacheln noch moserte. Nach dem Essen konnten wir uns draußen zusammen setzen, da es noch angenehm warm an Deck war. So saßen wir bei ein paar Drinks bis ca. Mitternacht und erzählten Witze und Geschichten. Ein perfekter Tag ging zu Ende.
Dienstag, 01.10.02: Capraia - Cap Corse, Korsika, 22 smDas idyllische Summen des Baggers lockte uns schon um 7 Uhr aus dem Schlaf. Der Sonnenaufgang entschädigte allerdings für das frühe Aufstehen. Heute hatten wir nur wenig Wind und mussten teilweise motoren. Das Meer war ruhig und somit hatten wir ein wenig Zeit zum relaxen. Unser Ziel war Cap Corse - der nördlichste Zipfel Korsikas. Wir legten in einer Bucht an und gingen schwimmen. Das Wasser war glasklar, man konnte bis auf den Grund sehen. Es gab einen einsamen Sandstrand mit zwei Oben-ohne-Korsinnen - wunderschön - der Strand. Am Strand fand Manfred einen kleinen interessanten Stein, den Heidrun sofort als "Occhio de la St. Lucia" erkennt, einen seltenen Muscheldeckel, den man zu Schmuck weiterverarbeiten konnte. Sie freute sich jedenfalls über das Mitbringsel. Kein Restaurant, das hieß selber kochen. Ute und Yvonne kochten uns Nudeln mit Thunfisch und Salat - sehr lecker. Der Käptn hatte uns einen Nachtisch versprochen: Flambierte Bananen mit Rum, Honig u. Zitrone - sensationell, gigantisch! Anschließend verabschiedeten sich Heidrun und Jochen schon um 22 Uhr in die Koje. Wir saßen noch bis Mitternacht an Deck, verfolgten die Lichter der vorbei ziehenden Schiffe und beobachteten den wunderschönen Sternenhimmel. Sepp legte sich in sein Bücherregal (Koje) und träumte von den hübschen Korsinnen am Strand.
Mittwoch 02.10.02: Cap Corse - Bastia, Korsika, 31 smBei strahlendem Sonnenschein begannen wir den Tag. Sepp, Holger und Heidrun gingen schwimmen. Wir verließen die Bucht in Richtung Bastia, der Hauptstadt Korsikas. Ein ruhiger Segeltag für die Crew. Wir faulenzten und lasen den Playboy, besonders Jochen fand ständig interessante Artikel. Kurz vor Bastia wurde es noch mal ernst, wir lieferten uns mit ein paar anderen Seglern ein Rennen. Es geht schließlich um einen guten Liegeplatz und um die E h r e. Mit allen erlaubten Mitteln und ein paar Tricks (dürfen wegen Jochen nicht verraten werden) versuchten wir Erster zu werden. Wer hat gewonnen? Natürlich wir - die Guten gewinnen immer! Im Hafen angekommen gingen wir duschen: Manfred und Sepp, Yvonne mit Spanner!! (so was gibt's). Danach unternahmen wir einen Stadtrundgang über die Zitadelle und durch die belebte Einkaufsstraße zurück zum Hafen, wo wir uns ein Lokal für den Abend suchten. Das Menü war gut und nicht zu teuer. Fischsuppe bzw. Soup-Corse, Muscheln, Fisch und Nachtisch für 17 Euro. Endlich mal nicht selber kochen und abspülen. Manfred und Sepp unternahmen später noch einmal einen Rundgang und kehrten ins Irish Pub ein. Ein dunkles Bier für 5,50 Euro - saftige Preise. In der Rotlicht-Bar war auch nichts mehr los - so sind sie zurück ans Boot, um noch einen Gute-Nacht-Schluck zu nehmen und dann beim sanften Säuseln der Bilgenpumpe einzuschlummern. Donnerstag 03.10.02: Bastia - Marciana Marina, Elba, 38 smEs war bewölkt und beim Auslaufen hatten wir wenig Wind, deshalb motorten wir zunächst. Doch wie versprochen wurde der Wind ab 11 Uhr stärker. Die Segel wurden gesetzt und es ging ab - über 9 Knoten. Wir kamen gut voran, da wir direkt auf Elba zusteuern konnten und nicht kreuzen mussten. Als Manfred am Ruder stand, sah er kurz vor dem Bug einen Delfin springen. Doch leider tauchte er nur noch einmal kurz auf und ließ sich sonst nicht mehr blicken. Zum Mittag gab es leckere Pastete, die Heidrun am Morgen noch in Bastia gekauft hatte. Es hat schon Vorteile, wenn man sich auskennt. Wir liefen am frühen Nachmittag in Marciana Marina ein, tranken noch einen Kaffee an Bord, um dann in dem hübschen Städtchen etwas zu bummeln. Elegante Häuser aus dem 19. Jahrhundert säumten die Uferpromenade, dazwischen Palmen, Oleander und Magnolien. Die Frauen kauften sich Schmuck und nahmen auch Zutaten fürs Abendessen mit. Es gab Curryhuhn, vorher gemischten Salat und als Nachtisch Zitronencreme. Man lebte nicht schlecht bei uns. Danach ging die Crew noch einmal an Land und nahm in der Enoteca den Verdauungsschnapps zu sich. Freitag 04.10.02: Marciana Marina - Portoferraio, 12 smHolger hatte G e b u r t s t a g. Es gab Sekt und Kuchen mit Kerzen. Entweder war der Kuchen zu klein, oder Holger zu alt, irgendwie stimmte die Anzahl der Kerzen nicht. Anschließend segelten wir gemütlich an der Küste entlang, um uns die Strände und Villen am Ufer genauer anzusehen. In der Bucht von Biodola machten wir Mittagspause. Auf ging es zur letzten Etappe, vorbei an der winzigen Insel Paolina. Napoleons Schwester Paolina soll hier gebadet haben. Am letzten Tag funktionierten auch die Kommandos fast perfekt. Wir wussten inzwischen, was mit "Fiert auf die Großschot" oder "Hol dicht die Fock" gemeint war und der Blick auf den Verklicker war fest einprogrammiert. Vor allem das Kommando "Raus mit dem Lappe" machte uns keinerlei Schwierigkeiten mehr. Außer Ute und Holger nahmen die anderen das Segeln nicht ganz so ernst. Kurz vor dem Erreichen von Portoferraio sahen wir von Ferne das Auslaufen eines Fünfmasters unter vollen Segeln. Das schien jedoch nur etwas Show gewesen zu sein, denn kurz nach dem Hafen wurden die Segel schon wieder eingeholt - schade, war ein super Anblick, den wir uns gern noch von etwas näher angesehen hätten. So liefen wir in den Hafen ein, tankten auf und legten zum letzten mal an. Das Kommando "Die CREW hat RUH" war dieses mal endgültig. Wir machten uns fein und fuhren mit dem Auto nach Poggio ins Puplius zum Essen zu einem angesagten Spezialitätenrestaurant hoch oben in den Bergen von Elba. Wir bestellten ein paar leckere Vorspeisen und alle Wildschweingulasch. Dabei verbrieten wir unser letztes Geld aus der Bordkasse. Das war ein würdiger Abschluss und mit vollem Magen fuhren wir über die kurvenreiche Strecke zurück. Fast wurden einige wieder seekrank, sogar ohne Wasser. Ein letzter Jacky an Bord und dann ging es ab in die Falle. Am nächsten Morgen sollte es früh raus gehen. Samstag 05.10.02: PortoferraioDas letzte Frühstück nahmen wir im Straßencafe am Hafen ein: Capuccino e dolce. Dann mussten wir Abschied nehmen von Heidrun (fiel uns sehr schwer) und von Jochen (auch), der Manfred, Sepp und Yvonne noch zur Fähre brachte. Ute und Holger blieben noch ein paar Tage auf Elba, um sich die Insel noch genauer anzusehen (die Beschreibung der zweiten Woche ist hier zu finden). Arrevederci Tarala Das Meer ist weit, das Meer ist blau - im Wasser schwimmt ein Kabeljau
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